Mal gibt es die Spitzenposition der Charts zu feiern, anderntags eine Echo-Nominierung, außerdem verkaufen die Berliner gerade ein Konzert nach dem anderen aus. Kein Wunder, handelt es sich doch um die Tour zum Hype. Erst Jugendzentren, dann Kneipen, heute Clubs - Haudegen haben sich ihren Erfolg hart arbeitet, jetzt folgt die Ehrenrunde durch die mittelgroßen Hallen der Republik. Ein programmierter Triumphzug, bei dem Haudegen die Erfahrung als Vorgruppe von Unheilig helfen wird. Der Spaß geht erst so richtig los.
Mit grundehrlichen Texten über die alltäglichen Probleme des einfachen Mannes ziehen sie los wie die Rattenfänger. Ihre Musik ist weniger authentisch, als sie vorgeben. Sie ist ein gekonnt eingesetztes Marketinginstrument. Der Erfolg von Unheilig hat vorgemacht, wie man mit rauer Stimme, düsteren Melodien und dem Prinzip Hoffnung die Massen begeistern kann. Haudegen versuchen, noch einen draufzusetzen, sich selbst noch stärker in Szene zu setzen. Immer unter dem Banner von Flügel und Schwert; dem Bandlogo, das für sie den ewigen Kampf und die letztendliche Freiheit symbolisiert. Zwei Männer, eine Mission. Einer für beide, beide für einen. Pop-Melodien, lyrische Streicheleinheiten und jede Menge großfüßiger Pomp für eine desillusionierte Gesellschaft: Eine Stimme für die Ungehörten, Kraftfutter für die Kraftlosen, eine Extraportion Mut für die Mutlosen Man sieht es, man spürt es überdeutlich, wenn man die beiden tätowierten Typen mit der harten Schale und dem herzensguten Kern performen sieht. Nach der Ruhe vor dem Sturm ist die Zeit gekommen für Haudegen - das derzeit größte und interessanteste Kuriosum der deutschsprachigen Musiklandschaft. Ein Zusammenprall der Gegensätze: Ruhe & Sturm, Emotion & Kantigkeit, „Schlicht & ergreifend“. Zwei erdige Pfundskerle vermischen Liedermacher-Traditionen mit breitwandiger Pop-Attitüde und massenkompatibler Rock-Musik. Damit sind sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn nie war deutschsprachige Musik so populär und erfolgreich wie in den letzten Jahren.